Liebe Falkner

Einmal mehr muss ich eingestehen, dass meine Schrauber Kenntnisse grossen Selbstzweifel aufkommen lassen. Nachdem ich die Ventile vermeintlichen richtig nach Benutzerhandbuch eingestellt habe, hat sich kurz darauf die Kompression verabschiedet. Der Motor ist eine sehr kurze Sequenz gelaufen und dann beim falschen Gang einlegen wieder verstummt. Der Beweis steht, wer einmal versagt hat, schafft dies auch ein zweites Mal. Beim zweiten Startversuch stellte sich heraus, dass die Kompression nur noch sehr spärlich war. Deadline.

Liege ich richtig der Annahme, dass (doch) die Ventile falsch eingestellt sind? Wenn mir ein Falcone-Schrauber-Freak den Problemlöser unter den Baum stellt, dann ist auch bei mir Weihnachten eingekehrt!

Frohe Festtage

Chris

Moin Chris,
Du hast eine Kopfrevision bei deiner la Nonna durchgeführt.

1. Erfahrungsgemäß setzt sich der Kopf und die Zylinderkopfschrauben müssen nach 100-200km nachgezogen werden. Drehmoment und Reihenfolge der festzuziehenden Schrauben ist zu beachten.

2. Ventile einstellen: jeder Viertakter hat zweimal OT während der vier Takte.
Der OT der am Ende des Auspufftaktes liegt hat eine Öffnung beider (!) Ventile, d.h. Außlaß- UND Einlaßventil sind (voll) geöffnet, Nimmst Du diesen (falschen) OT zum Einstellen der Ventile kann das nichts werden weil die Ventile dann zu beginn des Arbeitstaktes wahrscheinlich nicht richtig schließen.

3. Finden des richtigen OT: vierten Gang einlegen, Zündkerze raus und in das Zündkerzenloch ein langen Bleistift stecken (jaja, ich weiß da gibt es bessere Mittel).
Ein freundlicher Helfer dreht nun langsam das Hinterrad, an der Bewegung des im Zündloch stckendem Bleistift fühlst Du recht genau wann der OT erreicht ist.
Nun schaust Du auf deine Kipphebel, die dürfen sich kurz vorher oder nachher NICHT bewegt haben, sonst hast Du den falschen OT. In diesem Fall einfach weiterdrehen bis Du den nächsten und dann richtigen OT erwischt hast, die Kipphebel durfen sich vorher nicht bewegt haben bzw. sind in Ruheposition.

4. Kleiner Tip: Wenn Du denn richtigen OT gefunden hast klaust Du den Nagellack deiner Frau und malst auf der unten freiliegenden Schwungscheibe einen Punkt. Dann weißt Du in Zukunft immer wo der richtige OT ungefähr liegt, (denn genauen OT mußt Du per Bleistiftmethode dennoch suchen, aber Du suchst dann jedenfalls schon mal im richtigen Bereich).

stets Grip am Vorderrad
dirk

Leider hat auch der neue Versuch nicht das gewünschte Resultat gebracht. Nachdem ich den Ventildeckel entfernt habe, musste ich die feststellen, dass der Stössel nicht mehr in der Führung der Feststellschraube sass.

Der Zwischenraum zwischen Ventil und Kipphebel ist sehr gross, ich denke zu gross. Sollte da nicht eine kleine Ventilkappe zwischen Kipphelbel und Ventil sein? Wenn ja frage ich mich jetzt wohin sich das Teil verirrt hat
Ich bin am Ende meines Lateins. Es ist wohl besser wenn ich meine la Nonna auf den Hänger lade und an einen versierten Guzzi-Doktor überführe.

Gruss
Chris

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Moin Chris,
gaaanz ruuhig !!!
So schnell verbrennen Ventile nicht und die Kipphebel und Stösselstangen sind recht massiv, da verbiegt sich nichts.
Vorher fuhr das Moped ja, also wird die Nockenwelle auch nicht daneben liegen

Unsere Vermutung scheint sich ja nun bestätigt zu haben: die Ventile wurden am falschen OT, nämlich an dem "Auspuff-OT" eingestellt. Bei diesem OT haben die Ventile kein Spiel da sie durch den Kipphebel heruntergedrückt werden und somit (teilweise) geöffnet sind.

Also nochmal neu einstellen:
1. Zylinderkopfdeckel runter
2. prüfen: sind die Ventilkäppchen die ricambi bei der Kopfrevision verbaut hat noch drauf?
3. wenn die Ventilkäppchen noch darauf sind: die Einstellschrauben soweit hereinschrauben bis sie wieder in den Stößel sind
4. jetzt den richtigen OT suchen (Bleistiftmethode) und dabei beobachten ob die Kipphebel angehoben sind bzw. sich kurz vorher noch bewegt haben (dann ist es der falsche OT) oder ob die Kipphebel in Ruheposition sind.
5. Ventile einstellen - dann müsste la Nonna wieder laufen.

6. sollten die Ventilkäppchen nicht mehr vorhanden sein und dein Schrauber Andrea ist sicher, dass er diese beim Zusammenbau auch wirklich drauf gemacht hat, sollten wir sicherheitshalber die Dinger mal suchen. Im Motor belassen würde ich sie nicht!

Da sind nun drei Verstecke denkbar.
7. bitte das Kipphebelgehäuse abschrauben, wahrscheinlich findest Du sie da irgendwo, da bin ich sicher!
8. wenn sie aber dort nicht (mehr) sind gibt es noch zwei weitere denkbare Verstecke:
im bzw. durch das Rohr in welchen die Stösselstangen laufen oder in / durch der Ölabflussleitung,
beide Möglichkeiten halte ich aber für unwahrscheinlich, denn die Käppchen sind ca. 8x9mm.

Arbeite erstmal die Punkte 1 bis 6 ab, dann sehen wir weiter.
beste Grüße
und stets Grip am Vorderrad
dirk